Männliche Wechseljahre
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Wenn von Wechseljahren die Rede ist, denken die meisten an Frauen. Doch auch Männer erleben mit zunehmendem Alter hormonelle Veränderungen – oft als männliche Wechseljahre oder Andropause bezeichnet. Was hat es damit auf sich? Gibt es sie wirklich, und wie wirken sie sich auf Körper und Psyche aus?

Was versteht man unter männlichen Wechseljahren?
Die männlichen Wechseljahre beschreiben einen schleichenden, altersbedingten Rückgang des Testosteronspiegels im Blut. Anders als bei Frauen, bei denen die hormonellen Veränderungen in relativ kurzer Zeit und abrupt durch das Ausbleiben der Menstruation sichtbar werden, verlaufen die hormonellen Umstellungen beim Mann allmählich und oft über Jahrzehnte.
Der Begriff Andropause ist irreführend, da es keine plötzliche „Pause“ der Hormonproduktion gibt. Passender ist die Bezeichnung partielles Androgendefizit des alternden Mannes (PADAM).
Wie verändert sich der Hormonhaushalt?
Der Testosteronspiegel sinkt im Durchschnitt ab dem 40. Lebensjahr um etwa 1 % pro Jahr. Dieser Abfall kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Während manche Männer auch im hohen Alter noch normale Testosteronwerte haben, spüren andere schon früher die Folgen des Hormonrückgangs.
Neben Testosteron können auch andere Hormone wie beispielsweise DHEA abnehmen.
Mögliche Symptome der männlichen Wechseljahre
Nicht jeder Mann mit sinkendem Testosteronspiegel leidet unter Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, können sie körperlicher, seelischer oder sexueller Natur sein:
Körperliche Symptome
- Abnahme der Muskelmasse und -kraft
- Zunahme des Körperfetts, insbesondere am Bauch
- Osteoporose (verminderte Knochendichte)
- Hitzewallungen (selten, aber möglich)
- Müdigkeit, Antriebslosigkeit
Psychische Symptome
- Reizbarkeit
- Depressive Verstimmungen
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Schlafstörungen
Sexuelle Symptome
- Nachlassen der Libido (Sexualtrieb)
- Erektionsstörungen
Wichtig: Diese Beschwerden können auch andere Ursachen haben, etwa Stress, chronische Erkrankungen oder ungesunde Lebensgewohnheiten.

Diagnose: Wann zum Arzt?
Wer über längere Zeit unter den genannten Symptomen leidet, sollte ärztlichen Rat einholen. Übliche Schritte sind:
- Ausführliche Anamnese: Gespräch über Beschwerden und Lebensumstände.
- Testosteronbestimmung: Blutabnahme idealerweise morgens (tageszeitabhängiger Spiegel).
- Ausschluss anderer Ursachen: z. B. Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes, Depression.
Behandlungsmöglichkeiten
Nicht jeder Mann mit niedrigen Testosteronwerten benötigt eine Therapie. Entscheidend ist das Ausmaß der Beschwerden. Häufig lässt sich viel über den Lebensstil erreichen:
- Ausgewogene Ernährung
- Regelmäßige Bewegung (Muskelaufbau, Ausdauertraining)
- Gewichtskontrolle
- Stressabbau (z. B. Entspannungstechniken)
Bei starkem Testosteronmangel und ausgeprägten Beschwerden kann eine Testosteronersatztherapie (TRT) in Form von Gelen, Spritzen oder Pflastern erwogen werden.
Risiken einer Testosteronersatztherapie:
- Erhöhtes Risiko für Prostatabeschwerden
- Blutbildveränderungen (z. B. Polyzythämie)
- Mögliche Verschlechterung einer bestehenden Schlafapnoe
Daher sind regelmäßige ärztliche Kontrollen (u. a. PSA-Wert, Blutbild, Leberfunktion) erforderlich.

Fazit
Die männlichen Wechseljahre sind kein Mythos – der Testosteronspiegel sinkt mit dem Alter tatsächlich. Der Verlauf ist jedoch langsam und individuell verschieden, und nicht jeder Mann entwickelt Symptome. Wer deutliche Beschwerden hat, sollte diese ärztlich abklären lassen. Oft hilft eine bewusste Lebensführung, in ausgewählten Fällen auch eine gezielte Hormontherapie.