Nervenschmerzen
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Nervenschmerzen, auch als neuropathische Schmerzen bezeichnet, entstehen durch Schäden oder Fehlfunktionen im Nervensystem. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Schmerzen, die als Reaktion auf Verletzungen oder Reizungen des Gewebes auftreten, sind Nervenschmerzen eine Art „Fehlkommunikation“ zwischen den Nerven und dem Gehirn, bei der Schmerzsignale gesendet werden, obwohl kein äußeres Ereignis diesen Schmerz verursacht hat. Sie können spontan auftreten, kontinuierlich bestehen oder durch Berührungen und Reize verschlimmert werden.
Für Betroffene sind Nervenschmerzen oft besonders belastend, da sie schwer zu behandeln und mit einer verminderten Lebensqualität verbunden sind. Studien zeigen, dass weltweit etwa 7–10 % der Menschen unter neuropathischen Schmerzen leiden. Da sich die Schmerzursachen, -symptome und -behandlungen von Fall zu Fall stark unterscheiden, ist eine individuelle und umfassende Behandlung erforderlich. Erfahre hier alles über die Ursachen, Diagnosen, Behandlungsmöglichkeiten und Tipps für den Umgang mit Nervenschmerzen.
Ursachen und Risikofaktoren:
Nervenschmerzen können durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden. Zu den häufigsten gehören:
- Diabetes mellitus: Hohe Blutzuckerwerte können zu einer diabetischen Neuropathie führen, bei der die Nerven, insbesondere in den Beinen und Füßen, geschädigt werden.
- Verletzungen: Durch Unfälle oder Operationen beschädigte Nerven können chronische Nervenschmerzen hervorrufen, insbesondere wenn sich die Nerven nur unvollständig regenerieren.
- Infektionen: Einige Viren wie das Varizella-Zoster-Virus (Verursacher der Gürtelrose) können die Nerven angreifen und starke Schmerzen verursachen, die auch nach der Heilung der Infektion bestehen bleiben.
- Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson können Nervenschäden verursachen und neuropathische Schmerzen hervorrufen.
- Tumore und Krebsbehandlungen: Tumore können auf Nerven drücken und Schmerzen auslösen. Auch Chemotherapien können Nervenschäden verursachen, da einige Chemotherapeutika nervenschädigende Nebenwirkungen haben.
Risikofaktoren, die Nervenschmerzen begünstigen, sind u. a. Alter, genetische Prädispositionen, ein schwaches Immunsystem und chronische Erkrankungen.

Symptome und Arten von Nervenschmerzen
Nervenschmerzen sind durch spezifische Symptome gekennzeichnet, die von normalen Schmerzen abweichen:
- Brennender Schmerz: Ein anhaltendes Brennen, das oft spontan auftritt und sich durch Wärme verschlimmern kann.
- Stechender oder elektrisierender Schmerz: Plötzlich einschießende, „elektrische“ Schmerzimpulse.
- Kribbeln und Taubheit: Häufig in Händen und Füßen.
- Überempfindlichkeit: Bereits leichte Berührungen können starke Schmerzen auslösen.
Nervenschmerzen lassen sich grob einteilen in:
- Periphere Nervenschmerzen: z. B. diabetische Neuropathie, postherpetische Neuralgie.
- Zentrale Nervenschmerzen: z. B. nach Schlaganfall oder bei Multipler Sklerose.
Häufige Formen sind Ischialgie (Schmerz entlang des Ischiasnervs) und Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz durch Reizung des Trigeminusnervs).

Diagnose von Nervenschmerzen
Die Diagnose stützt sich auf Anamnese, körperliche Untersuchung und neurologische Tests:
- Anamnese: Schmerzart, -dauer, Auslöser, Linderungsfaktoren.
- Körperliche Untersuchung: Neurologischer Status, Sensibilitäts- und Krafttests.
- Bildgebung: MRT/CT zum Ausschluss struktureller Ursachen (z. B. Bandscheibenvorfall, Tumor).
- Elektrodiagnostik: Elektroneurografie und Elektromyografie zur Funktionsprüfung der Nerven.
Behandlungsmöglichkeiten
Meist ist ein multimodaler Ansatz am wirksamsten:
- Medikamente: Antidepressiva (z. B. Amitriptylin), Antikonvulsiva (Gabapentin, Pregabalin), ggf. Opioide; topisch Capsaicin oder Lidocain.
- Physiotherapie & Bewegung: Förderung der Durchblutung, Entlastung, Mobilität.
- Neuromodulation: TENS, Rückenmarksstimulation in ausgewählten Fällen.
- Operation: Bei klarer struktureller Ursache und Versagen konservativer Maßnahmen.
- Begleitend: Akupunktur/Massage (individuell), Psychotherapie zur Schmerzbewältigung.

Alltag mit Nervenschmerzen: Tipps und Hilfsmittel
- Ernährung & Lebensstil: Entzündungsarme Kost, Omega-3, Antioxidantien.
- Stressreduktion: Yoga, Meditation, Atemtechniken.
- Ergonomie: Kissen, Sitzauflagen und angepasste Arbeitsplatzgestaltung.
Aktuelle Forschung und zukünftige Entwicklungen
Neue Medikamente, personalisierte Ansätze (Mikrobiom, Genetik) und moderne Neuromodulation werden erforscht und könnten künftige Therapien weiter verbessern.